Geschichte des Hofes

Frühe Fotografie des Hofes und der darüberliegenden Ruine Juval

Oberortl

Die Geschichte des Oberortl-Hofes reicht weit zurück. Eine erste urkundliche Erwähnung des Hofes findet sich bereits im Jahre 1331. Jedoch belegen zahlreiche archäologische Funde, dass der Juvaler Hügel – wunderschön am Eingang des Schnalstals gelegen – bereits in der Kupferzeit als Siedlungsraum genutz wurde. Strategisch günstig gelegen am Übergang ins Schnalstal und die damit einhergehende Kontrolle des einst wichtigen Handelsweges ins Ötztal und somit ins heutige Österreich, dürften maßgeblich dazu beigetragen haben, dass Juval das bei weitem größte und vor allem bedeutendste vorgeschichtliche Siedlungsgebiet des gesamten Etschtales gewesen sein dürfte.

Die Burg Juval und die Höfe im Umkreis fallen über die Jahre in die Hände unterschiedlichster Besitzer und verkommen, bis 1540 Hans von Sinkmoser (Kellner der damaligen Landesfürsten und somit ein bedeutender Mann) die Burg und dadurch die umliegenden Höfe erwirbt und für kurze Zeit aufblühen lässt. Doch diese kurze Blütezeit dauert nicht lange an. In den Händen der Grafen Hendel verkommen die Burg und die umliegenden Höfe in den folgenden 200 Jahren bis die Ruine schließlich von Bauern aus der Umgebung gekauft wird. Schließlich fällt Juval an Joseph Blaas und dient der Familie als Stall, Stadel und Wohnort, verfällt jedoch weiter. Erst im Jahr 1914 stößt William Robert Rowland – ein Kolonialherr, der in Sumatra und Malaysia Kaffee-, Kautschuk- sowie Tabakplantagen besitzt – auf die stark verfallene Ruine und erwirbt diese. Unter Rowland, der weder Zeit noch Kosten scheut, erblüht Juval zu neuem Leben und somit auch die Höfe Ober- und Unterortl.

Rowland lässt sogleich Calvill-Spalier-Anlangen errichten welche jedoch im Zuge des Ersten Weltkrieges verkommen. Erst nach Kriegsende kehrt die Familie Rowland nach Juval zurück und verbringt 1923 ihren ersten Sommer auf Juval, wobei die Rowlands vorerst bei ihrem Pächtern auf Oberortl wohnen. In den kommenden Jahren lässt Rowland eine Seilbahn hinunter ins Tal bauen, beginnt die Burg instand zu setzen und bepflanzt die Hofflächen von Ober- und Unterortl mit weiteren Apfelsorten, Pfirsichbäumen, Birnen und Weinreben. Jede einzelne Pflanze wird dabei mithilfe kleiner Wasserrinnen, die vom Waal aus gespeist werden, bewässert. Eine Pionierleistung!

In den Sommermonaten werden im Folgenden ausgewählte Hotels der Kurstadt Meran täglich mit Juvaler Produkten wie Obst, Gemüse, Eier, Butter, Käse, Milch, Bauernbrot und Speck beliefert. Dann aber macht der Zweite Weltkrieg dem erfolgreichen Wirtschaftsmodell einen Strich durch die Rechnung. Die Burg sowie die umliegenden landwirtschaftlichen Anbauflächen verkommen bis sie 1983 schließlich Reinhold Messner erwirbt. Der weltbekannte Bergsteiger erwirbt nicht nur die Burg Juval (mit heutigem Sitz des Messner Mountain Museum), sondern 1986 auch die Höfe Ober- und Unterortl.

Heute ist Juval ein erfolgreiches Modell, welches Natur, Kultur, Landwirtschaft und Gastronomie auf schonende Weise miteinander verbindet. Am Hof finden sich Schafe, Esel und Pferde, sowie zeitweise auch eine Ziegenherde und Schweine.

Von Ostern bis Herbst ist es Gästen möglich, im Rahmen von „Urlaub auf dem Bauernhof“ direkt am Hof zu wohnen. Möglichkeiten dazu bieten die fünf in Größe und Struktur unterschiedlichen Ferienwohnungen. Dazu lädt der am Hof gelegene Buschenschank „Schlosswirt“ zum verweilen ein und bietet unterschiedliche Gerichte und Speisen an.

Schalensteine

Auf dem Gelände der Ortlhöfe bzw. auf Juval im Generellen befinden sich unzählige, stets an exponierter Stelle in den Stein gemeißelte „Schalensteine“. Obwohl die Bedeutung dieser in den Gneis-Fels von Juval eingehölten Einbuchtungen bis dato ungeklärt ist, dürften diese höchstwahrscheinlich rituellen Ursprungs sein oder als Wegweiser gedient haben. Interessant ist, dass sich alle Schalensteine Südtirols in Sichtweite weiterer Schalensteine befinden, sodass sich eine Art Netzwerk ergibt.

Etwas oberhalb der Hofstelle „Unterortl“ befinden sich Südtirols größte Schalensteine.
Burg Juval vom Hoachwool Klettersteig aus gesehen

Burg Juval

Die oberhalb von „Oberortl“ thronende Burg Juval wurde urkundlich im Jahr 1278 erstmals erwähnt. Wir können jedoch davon ausgehen, dass die Festung alleine ihrer dominierenden Lage wegen und der damit einhergehenden Kontrollfunktion des Hauptverkehrsweges der Schnalstalmündung bereits deutlich früher errichtet wurde. Die Macht der damaligen Burgherren – denen auch alle Höfe auf Juval unterstellt waren – dürfte überaus weitreichend gewesen sein.

Über viele hundert Jahre wurden die Höfe, zu denen noch keine Straße führte, unter Einsatz harter körperlicher Arbeit traditionell bewirtschaftet. Zwar lockerte sich mit dem Engadiner Krieg (1499) die von den Bauern an die Burgherren abzugebenden Steuern, Naturalien und Fronpflichten aber die harte Arbeit für die Bauern bleibt weitgehend bestehen.  

Um 1500 kommt es auf Juval und Umgebung zu einem weiteren Konflikt: Es geht um Wasser, das kostbarste Gut in dieser überaus trockenen Gegend. Um das Überleben der Gemeinden am Sonnenberg zu sichern, soll ein Wasserkanal aus dem Schnalstal über den Juvaler Sattel bis nach Tschars errichtet werden. Doch das Projekt droht zu scheitern, bis Kaiser Maximilian die lokalen Bauern unterstützt und die Errichtung der über 12 Kilometer langen Wasserleitung ermöglicht, von welcher die Bauern der Umgebung bis heute profitieren.

Unterortl

Neben „Oberortl“ – jenem klassischen Bergbauernhof unterhalb von Schloss Juval – wir auf „Unterortl“ seit 1991 Wein angebaut. Hatten die ersten Pflanzungen noch eher Versuchscharakter, so haben es die Pächter Martin & Gisela Aurich über die Jahre geschafft, aus einem verfallenen Anwesen ein erlesenes Weingut mitsamt Hofbrennerei zu machen. Lange Zeit für den „höchstgelegenen Rotwein von Südtirol“ bekannt, gilt heute vor allem der auf den sonnigen Hängen von Juval wachsende Riesling als besonders hochwertig und glänzt durch seine Fruchtigkeit. Ermöglicht wird dies durch die außergewöhnliche Lage: Die Wärme von Südosten und die rückströmende Kühle aus dem Schnalstal sorgen für optimale klimatische Bedingungen.

Blauburgunder vom Weingut Castel Juval

Google Maps:

 

Oberortlhof – Fam. Simon Messner

Juval 2

39020 Kastelbell-Tschars (BZ)

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